Philip Sauber †
© Ulrike Edschmid
(Statt einer Vita)
…………………………Von seinen Dingen sind eine Nikon-Kamera mit drei Objektiven, einem Belichtungsmesser und einer Lupe in meinem Leben zurückgeblieben, mehrere Rollen Acht-Millimeter-Film, eine Hermes-Reiseschreibmaschine ohne „ß“, eine Fliegerjacke mit Lammfellkragen, ein Ordner mit Justizunterlagen, ein zweiter Ordner mit Geburtsurkunde, Tetanus-Impfbescheinigung, Anmeldebestätigung in Schöneberg aus dem Jahr 1969, eine Geburtsurkunde aus dem Jahr 1947 und das eidgenössische „Dienstbüchlein“ mit seiner letzten Anschrift in Zollikon, Rainstraße 15, und der Erkennungsmarke, die jeder Schweizer besitzt, außerdem hier und da eine Randbemerkung in einem Buch, jedoch keine Briefe, dafür ein paar Fotos und ein Blatt Papier aus dem Winter 1968, als er in der Wohnung an den Bahngeleisen nachts an dem ovalen Tisch seinen Film vorbereitete. Er hatte darauf mit einem hellblauen Stift in weicher, leicht nach links geneigter Schrift notiert, dass Menschen und auch Dinge nicht dazu da seien, etwas zu beweisen, zu bekräftigen oder eine Meinung zum Ausdruck zu bringen, und dass es für ihn nur darum gehe, ihre Geschichte festzuhalten.
(Aus “Das Verschwinden des Philip S.“ von Ulrike Edschmid, erschienen 2013 im Suhrkamp Verlag Berlin)
…………………………Von seinen Dingen sind eine Nikon-Kamera mit drei Objektiven, einem Belichtungsmesser und einer Lupe in meinem Leben zurückgeblieben, mehrere Rollen Acht-Millimeter-Film, eine Hermes-Reiseschreibmaschine ohne „ß“, eine Fliegerjacke mit Lammfellkragen, ein Ordner mit Justizunterlagen, ein zweiter Ordner mit Geburtsurkunde, Tetanus-Impfbescheinigung, Anmeldebestätigung in Schöneberg aus dem Jahr 1969, eine Geburtsurkunde aus dem Jahr 1947 und das eidgenössische „Dienstbüchlein“ mit seiner letzten Anschrift in Zollikon, Rainstraße 15, und der Erkennungsmarke, die jeder Schweizer besitzt, außerdem hier und da eine Randbemerkung in einem Buch, jedoch keine Briefe, dafür ein paar Fotos und ein Blatt Papier aus dem Winter 1968, als er in der Wohnung an den Bahngeleisen nachts an dem ovalen Tisch seinen Film vorbereitete. Er hatte darauf mit einem hellblauen Stift in weicher, leicht nach links geneigter Schrift notiert, dass Menschen und auch Dinge nicht dazu da seien, etwas zu beweisen, zu bekräftigen oder eine Meinung zum Ausdruck zu bringen, und dass es für ihn nur darum gehe, ihre Geschichte festzuhalten.
(Aus “Das Verschwinden des Philip S.“ von Ulrike Edschmid, erschienen 2013 im Suhrkamp Verlag Berlin)